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Der flamboyante Roger de Rabutin!

Extravaganter Burgunder am Hof des Sonnenkönigs, verdienter Feldherr, Libertin, Kavalier und geistreicher Akademiker: Wandeln Sie auf den Spuren von Roger de Rabutin, einem der schillerndsten Höflinge des großen Ludwig XIV.

Lebensweg eines jungen Edelmanns aus dem Burgund

Vielversprechende Anfänge

Roger de Rabutin wird an einem Freitag, den 13. April 1618 geboren. Dieses Datum scheint prädestiniert für diesen erlauchten Unglücksraben, dessen ganzes Leben zwischen Ruhm und Niederlagen schwankt !

Als dritter Sohn von Léonor de Rabutin und Diane de Cugnac ist ihm zunächst eine religiöse Karriere bestimmt und er wird von frühester Kindheit am Jesuitenkolleg von Autun unterrichtet, später in Paris (das zukünftige Lycée Louis le Grand).

Mit 12 Jahren nimmt er infolge des Ablebens seiner Brüder den Platz des ältestes Sohnes der Familie ein: Seine Eltern berufen ihn an ihre Seite, damit er sich dieser neuen Aufgabe stellt.  Parallel dazu entscheidet sein Vater, Generalleutnant des Königs von Nivernais, dass er sich mit der Kriegskunst vertraut machen soll. Im Alter der ersten Jugendlieben nimmt er an militärischen Expeditionen teil und zeichnet sich bereits 1636 bei der Belagerung von Dôle aus. Das ist der Beginn einer ununterbrochenen Folge von Feldzügen und galanter Abenteuer. 

Portrait allégorique de Roger de Rabutin en costume antique
Portrait allégorique de Roger de Rabutin

© Reproduction Hervé Lewandowski / CMN

Im Krieg wie in der Liebe gilt es, Tag und Nacht zu wachen

Diese aus seinem berühmten Sammelwerk Les Maximes d’Amour stammende Sentenz ist die Devise schlechthin von Roger de Rabutin : Seine Waffenerfolge sind eng mit seinen Liebesbeziehungen verflochten.

Nachdem er sich in Dôle ausgezeichnet hat, wird dem jungen Mann mit 23 Jahren die Leitung eines Regiments übertragen. Nur lässt er diese schleifen, um eine junge und schöne Gräfin zu umwerben! Bei seiner Rückkehr erwartet ihn der Generalleutnant des Königs, um ihn in die Bastille zu befördern: Dort bleibt er sechs Monate und trifft seinen geistigen Vater, Maréchal de Bassompierre, der ihm den Weg zur Libertinage weist.

Bei seiner Freilassung setzt er seine militärische Karriere erfolgreich fort und erwirbt zunächst den Grad eines Generalleutnants und dann eines Lagermarschalls. Sein größter Wunsch, Marschall von Frankreich zu werden, erfüllt sich jedoch nicht. Insbesondere aufgrund seines Vorgesetzten, Maréchal de Turenne, der dem König Ludwig XIV. ständig einflüstert, dass :

Roger de Rabutin sein bester Offizier sei, aber nur was Lieder angeht! 

Portrait en armure de Roger de Rabutin dans la salle des devises
Portrait en armure de Roger de Rabutin dans la salle des devises

© Benjamin Gavaudo / Centre des monuments nationaux

Ein produktiver Schriftsteller

Eine spitze Feder

Entweder greift er zum Schwert… oder zur Feder!

Roger de Rabutin hat im Gegensatz zu vielen anderen Adeligen seiner Zeit eine mehr als solide Bildung genossen: Er ist ein diskreter, galanter und höflicher Gelehrter.

Er entwickelt einen sicheren literarischen Geschmack und man sucht seinen Rat als Kritiker, da er sich auf den Umgang mit Wörtern versteht. Von einem einfachen Zeitvertreib steigt er zum geachteten Schriftsteller auf.

Warum? Ganz einfach, weil er das Genre des Briefschreibens genauso gut beherrscht wie das akademische Fach und auch bei gelegentlichen Ausflügen ins Satirische brilliert!
Der eifrige Briefschreiber korrespondiert mit mehr als 150 Personen, darunter auch seine Cousine Madame de Sévigné . Sie pflegen eine rege und prickelnde Korrespondenz über mehr als vierzig Jahre hinweg!

Die beiden verstehen sich jedoch wie Hund und Katze und mögen sich am besten aus weiter Ferne! Denn jeder verfügt über einen ausgesprochenen Kampfgeist, der sich auch in ihren Briefen niederschlägt: Es ist ein Wettkampf der schönsten Formulierung, der besten Anekdote, um den anderen sprachlos zu lassen. Auf diese Weise haben sie einen Stil erfunden, der Rabutinage genannt wird!

Mit 49 Jahren die Krönung! Roger de Rabutin wird infolge seiner Maximes d'Amour (der Anmach-Leitfaden des 17. Jahrhunderts) in die Académie Française aufgenommen. Nur drei Monate nach seiner Berufung in diese Institution bricht alles zusammen: Eins seiner Pamphlet, L‘Histoire Amoureuse des Gaules, wird (ohne seine Zustimmung) veröffentlicht und sorgt bis in die höchsten Sphären von Versailles für allgemeine Empörung.
 

Portrait de la maîtresse du comte, Madame de Montglas, au registre médian de la Tour Dorée
Portrait de la maitresse du comte, Madame de Montglas

© Reproduction Hervé Lewandowski / CMN

L’Histoire amoureuse des Gaules, ein Skandal zu viel

Zur Zerstreuung seiner hochverehrten Geliebten verfasst er L’Histoire amoureuse des Gaules, in der er sich vorgeblich indirekt über die Abenteuer der Hofdamen mokiert, in Wahrheit aber eine umfassende Kritik der aristokratischen Gesellschaft und ihres ausschweifenden Lebenswandels übt. Sehr schnell entgleitet dieses Schriftwerk seiner Kontrolle, das jede und jeden bis hin zum König reagieren lässt. 
Der wütende König beschließt, an dem Grafen ein Exempel für alle Pamphletschreiber zu statuieren: Er verurteilt ihn zu einem Jahr Gefängnis in der Bastille und anschließend zum endgültigen Exil auf seinen Ländereien im Burgund. Das ist auch die beste Lösung, um diesen burgundischen Edelmann mit seiner zu scharfen Zunge, der immer aus der Reihe tanzt, los zu werden! Adieu Versailles und seine Freuden, willkommen im kalten Burgund!

Während er auf die unwahrscheinliche Begnadigung wartet, widmet sich der Graf der Erschaffung einer Inneneinrichtung, in der seine Nostalgie des Hofes sowie seine Gefühle anklingen.

Zeitgenössische handschriftliche Kopie der "Histoire amoureuse" von Roger de Bussy-Rabutin.
Zeitgenössische handschriftliche Kopie der Liebesgeschichte von Roger de Bussy-Rabutin

© David Bordes / Centre des monuments nationaux

Eine Rückkehr auf Zehenspitzen

Das Ende des Exils?

Siebzehn Jahre später, als Roger de Bussy-Rabutin die Hoffnung auf eine Rückkehr aus dem

Exil schon fast aufgegeben hat, hebt Ludwig XIV. die Verurteilung endlich auf!
Mit fast 70 Jahren kehrt er zu guter Letzt wieder an den Hof zurück! Die Rückkehr ist jedoch getrübt: Der König gewährt ihm zwar den Aufenthalt in Versailles, unterlässt es aber, ihm ein Amt oder eine Apanage zuzuweisen. An diesem neuen Hof sind ihm weder die Moden, die zu beachtenden Verhaltensregeln und noch weniger die tonangebenden Personen bekannt. Roger de Rabutin sieht ein, dass seine Sternstunden vorbei ist. Er kehrt aus freien Stücken auf seine Ländereien im Burgund zurück.

Nach seiner Rückkehr auf Zehenspitzen an den Hof, tretet er im Alter von 75 Jahren seine letzte Reise an.

Haben Sie Lust ein anderes Familienmitglied kennenzulernen? Wie wäre es mit einem Besuch bei seiner Cousine, der berühmten Madame de Sévigné?

Vue du plafond en caisson peint de la Tour dorée : au premier registre, portraits de l'entourage royal ; au deuxième registre, alternances des Quatre saisons et de guerriers portant le blason des Rabutin ; au troisième registre, monogrammes de Roger de Rabutin et de sa maîtresse alternant avec des étendards de fleurs de lys ; au centre, devise d'un aigle (le roi) attaquant un perdreau (le comte)
Plafond en caissons peints de la Tour Dorée

©Base Regards / Centre des monuments nationaux

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