Geschichte
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Erkunden Sie die explosive Beziehung zwischen Madame de Sévigné und ihrem flamboyanten Cousin, Roger de Rabutin!
Heutzutage ist Roger de Rabutin untrennbar mit seiner lebhaften Cousine verbunden, was aber nicht immer der Fall war. Auch wenn sie sich in vielerlei Hinsicht nahe stehen (sie gehören der gleichen Generation an, verfügen über die gleiche Kultur und verkehren in den gleichen Kreisen) haben sie in ihrer Jugend nur wenig Kontakt.
Tatsächlich misstraut die Familie mütterlicherseits von Marie de Rabutin-Chantal, die Coulanges, dem väterlichen Familienzweig Rabutin. Stein des Anstoßes ist dessen riskante Finanzverwaltung. Aus diesem Grund weigern sie sich eine Ehe der jungen Marie mit ihrem geistreichen Cousin Roger zu arrangieren!
© Reproduction Hervé Lewandowski / CMN
Nach ihrer Hochzeit mit dem Marquis Henri de Sévigné verkehrt Marie fleißig in den Salons, wo sie ihren geistreichen Cousin, Roger de Rabutin, wiedertrifft. Die beiden verstehen sich auf Anhieb und beginnen einen regen und prickelnden Briefwechsel. Diese familiäre und literarische Freundschaft ist unerschütterlich: Trotz aller Turbulenzen und Zerwürfnisse werden sie sich immer schreiben.
Roger de Rabutin entdeckt sehr früh das literarische Potenzial seiner Cousine. Er versichert, dass Marie de Sévigné echtes Talent besitzt, und fördert ihren Durchbruch als Briefschreiberin nach Kräften. Er erstellt von ihren Schreiben vier Abschriften und motiviert seine Kinder wie auch die der Marquise, sie aufzubewahren und nach ihrem Tod zu veröffentlichen.
©Base Regards / Centre des monuments nationaux
Ihre Freundschaft verläuft allerdings nicht immer reibungslos: Die beiden verstehen sich wie Katze und Hund. Sie mögen sich, aber am besten aus weiter Ferne!
Denn beide verfügen über einen ausgesprochenen Kampfgeist, der sich auch in ihren Briefen niederschlägt: Es ist ein Wettkampf der schönsten Formulierung, der „prickelndsten“ Spitze, der besten Anekdote, um den anderen sprachlos zu lassen. Auf diese Weise haben Sie einen Stil erfunden, den sie Rabutinage nannten!
Ihre ungestümen Gemüter sorgen regelmäßig für mehr oder weniger ernste Zwiste. Der längste wird zehn Jahre dauern.
Aufgebracht darüber, dass sie ihm kein Geld für eine Militärkampagne leihen möchte, zeichnet er in der berühmten L‘Histoire amoureuse des Gaules ein ätzendes Porträt seiner Cousine und wirft ihr insbesondere vor „ein kühles Temperament zu haben, zumindest wenn man dem verstorbenen Gatten glaubt“ (Henri de Sévigné hat sie unverhohlen mit Ninon de Lenclos betrogen) sowie „bis zu den Augen hin wechselhaft zu sein“ (sie hat verschiedenfarbige Augen).
© David Bordes / Centre des monuments nationaux
Mit dem Alter kommt die Einsicht. Als Roger de Rabutin aus der Bastille entlassen wird, bequemt sich Marie de Sévigné dazu, ihrem alten Vertrauten zu verzeihen, reizt ihn aber dennoch unaufhörlich zu diesem Thema!
Mit der Reife kommt auch die räumliche Entfernung. Roger de Rabutin wohnt auf seinen Ländereien im Burgund und kann nicht mehr nach Paris fahren, um von den Salons und dem Hofleben zu profitieren, während die Cousine ab 1671 Tiefgreifendes durchlebt: Ihre geliebte Tochter heiratet den Marquis de Grignan und lässt sich in der Drôme nieder!
Ab diesem Jahr und bis zu ihrem Tod 1696 wird die Cousine ständig zwischen Les Rochers und Grignan hin- und herreisen. Auch wenn sich die beiden Gevattern kaum noch sehen, bleibt ihre Korrespondenz dennoch unverändert rege, sodass die über 40-jährige Freundschaft weiter gepflegt wird.
Roger de Rabutin und Madame de Sévigné machen sich nichts vor. Am Lebensabend gestehen sich die beiden durch die Blume, dass sie ohne einander nichts wären:
„Ich habe Sie mein ganzes Leben lang verehrt, meine liebe Cousine, und selbst unsere kleinen Zwiste waren ein Zeichen, dass Sie mir nicht gleichgültig waren. […] Was würde ich auf dieser Welt ohne Sie, meine teure arme Cousine, tun? Mit wem könnte ich lachen? Mit wem könnte ich geistreich sein? Wessen Zuneigung könnte ich völlig sicher sein?“
Diese Freundschaft kommt auch im Dekor des Schlosses Bussy-Rabutin zum Vorschein: Die Cousine erscheint regelmäßig.
Wie wäre es mit einem Besuch bei unseren beiden Rabutinage-Meistern, damit sie Ihnen ihre Geheimnisse verraten?
© Benjamin Gavaudo / Centre des monuments nationaux
Geschichte, Kunst & Architektur
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